Eine Deutschstunde der besonderen Art haben die Schüler der Goetheschule kurz vor den Osterferien erlebt. Unter dem Motto „Literatur lebendig werden lassen" war einen Vormittag lang der Schauspieler Stephan Ullrich am Wetzlarer Oberstufengymnasium zu Gast. In einem Workshop erlebten die Schüler, wie man sich Texte darstellerisch erschließt, die im Unterricht sonst nur theoretisch behandelt werden.
Der 1960 geborene Stephan Ullrich ist in Deutschland aus Theaterproduktionen aber auch aus Film und Fernsehen bekannt. So trat er etwa bei den Bad Hersfelder Festspielen in „Der Name der Rose" auf und spielte am Schauspielhaus Bochum. Fernsehauftritte hatte er unter anderem in den Serien „Polizeiruf 110" oder „Samt und Seide". Seinen Besuch an der Goetheschule hatte das Informations- und Mediennetzwerk für Schulen (IMeNS) des Lahn-Dill-Kreises möglich gemacht.
Während die Schüler literarische Texte im Deutschunterricht meist nur theoretisch erarbeiten, erlebten sie nun die Perspektive desjenigen, der sie spielerisch darstellen muss. Dabei erfuhren sie, wie intensiv die Auseinandersetzung mit dem Text stattfindet, bevor man ihn überzeugend spielen kann. Die Goetheschüler hatten im Vorfeld des Besuchs Strichskizzen der Balkonszene aus „Romeo und Julia" erstellt, auf denen ein Teil der Workshop-Arbeit beruhte. Nach dem Gespräch über Inhalt und Hintergrund der Szene, Gefühle und Motivation der Charaktere ging es an die praktische Umsetzung. Dabei stellte manch ein Freiwilliger fest, dass es durchaus schwierig sein kann, einfach nur „normal" über die Bühne zu gehen. Immer wieder griff Ullrich erklärend und helfend ein, und versuchte den Schülern die Anforderungen an den Schauspieler nahe zu bringen.
Im Gespräch mit den Schülern setzte Ullrich auch eigene thematische Schwerpunkte und ließ es sich nicht nehmen, gelegentlich abzuschweifen. So redete er nicht nur über die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „tugendhaft", sondern äußerte sich auch kritisch zum übermäßigen Gebrauch von Smartphones oder der gegenwärtigen Situation an deutschen Schauspielhäusern. Die Goetheschüler erlebten somit einen abwechslungsreichen Vormittag, der ihnen eine Fülle neuer Eindrücke zu vermeintlich bekannten Themen lieferte.

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