Wetzlar (fst). Geschichtsunterricht, oft als langweilig und verstaubt verschrien, kann Spaß machen und sich sogar lohnen. Das wissen seit vergangener Woche 20 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 an der Wetzlarer Goetheschule. Unter der Leitung ihres Fachlehrers Thomas Göttlich nahmen sie am diesjährigen Geschichtswettbewerb des Hessischen Landtags und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung unter dem Motto „Demokratie braucht Werte“ teil – und waren prompt erfolgreich. In Wiesbaden zeichnete der Präsident des hessischen Landtags, Norbert Kartmann, die Schülergruppe mit einem Sonderpreis aus. Die Wetzlarer hatten ein virtuelles Museum zum gesellschaftlichen Wandel in Deutschland vom Nationalsozialismus bis heute erstellt.

Mehr als 30 Beiträge aus ganz Hessen hatte der Ausrichter zu bewerten. Aufgabe war es, den Wertewandel in Deutschland und die Bedeutung von Werten für Demokratie zu untersuchen. Eigentlich richtete sich der Wettbewerb nur an Schüler bis zur Jahrgangsstufe 12. „Die Aufgabenstellung passte aber gut in Klasse 13“ erklärt Göttlich, der deshalb beim Ausrichter die Teilnahmeerlaubnis für seine Schüler einholte. Vom Ergebnis war die Jury – Vertretern der Landeszentrale für politische Bildung, Landtagsmitglieder, Historiker und Pädagogen – so beeindruckt, dass sie spontan den Sonderpreis auslobte: Eine fünftägige Fahrt nach Berlin für den gesamten Kurs und einige Gäste. Der Wetzlarer Beitrag sei dem eigentlichen ersten Preis mindestens ebenbürtig, lautete die Begründung.

Sechs Wochen lang hatte der Kurs an dem Projekt gearbeitet und Informationen über die Bedeutung der Menschenrechte, Frauenbild und Geschlechtergegensatz, Erziehung aber auch zentrale politische Themen der jeweiligen Jahrzehnte zusammengetragen. Neben dem Geschichtsbuch dienten dabei die Schulbibliothek, das Internet und Zeitzeugen als Quellen. Mehr als zwei Gigabyte Material in Form von Texten, Spielszenen, Videosequenzen und Bildern kamen dabei zusammen. Diese arrangierten die Schüler dann in ihrem virtuellen Museum zur deutschen Gesellschaftsgeschichte in aufwendiger dreidimensionaler Grafik. „Es war eine Sauarbeit aber es hat unglaublichen Spaß gemacht“, beurteilt Schüler Manuel Weiss das Geschichteprojekt und ergänzt: „Der Preis als Abschluss ist echt der Hammer.“ Dem schließt sich Sebastian Roy an: „Das war Schule mal ganz anders, ich habe echt was gelernt und hatte jede Menge Spaß dabei.“

Dabei half vermutlich auch, dass das virtuelle Museum neben den fachlich-fundierten Beiträgen auch Platz für kreative, mitunter humorvolle Ideen ließ. Doch auch Informationen aus anderer Quelle als dem klassischen Geschichtsbuch zu erarbeiten kam gut an. So sagt etwa Sophie Biedenkopf: „Vor allem die Gespräche mit den Zeitzeugen fand ich super spannend.“ Und auch Kurslehrer Göttlich zeigt sich beeindruckt von seinen Schülern. „Es ist Wahnsinn, was die Schüler alles zu Stande bringen, wenn man sie nur machen lässt“, kommentiert er das gute Abschneiden der Gruppe.

Damit sich möglichst viele Interessierte einen Eindruck vom Wetzlarer Projekt verschaffen können, ist dieses auf der Internetseite www.goetheschule-praesentiert.de zugänglich. Außerdem bietet Göttlich an, das Projekt auch an anderen Schulen vor und zur Verfügung zu stellen.