Goetheschule untersucht „Klimaschutz durch Umstieg auf das Fahrrad?!“
Die fortschreitende Klimaerwärmung, Umweltbelastung und Digitalisierung, so sind sich Experten sicher, werden unser Mobilitätsverhalten tiefgreifend verändern. Schon heute werden alternative Antriebsformen und autonomes Fahren kontrovers diskutiert, aber auch das Fahrrad spielt in den neuen Verkehrskonzepten vermehrt eine bedeutende Rolle. Das nahm die Goetheschule Wetzlar jetzt zum Anlass, um einen Workshop zum Thema „Klimaschutz durch Umstieg auf das Fahrrad“ zu veranstalten.

Nach einer kurzen Einführung setzte sich der Workshop, anknüpfend an die Vorerfahrungen und Interessen der Teilnehmer*innen mit folgenden Fragestellungen auseinander:
• Warum benötigen wir eigentlich eine Verkehrs- und Mobilitätswende?
• Was sind hierbei die gesellschaftlichen Herausforderungen?
• Welche Bedeutung spielt das Fahrrad in den Verkehrs- und Mobilitätskonzepten von morgen?
• Welche Voraussetzungen müss(t)en erfüllt sein, um das Fahrrad als einen wichtigen Verkehrsträger der Zukunft zu etablieren?

Ausgehend von der letztgenannten Fragestellung verständigten sich die Teilnehmenden darauf spontan eine Umfrage unter der Schülerschaft durchzuführen, um herauszufinden in welchem Umfang das Fahrrad als Verkehrsmittel genutzt wird und welche Gründe gegen eine Nutzung für die Bewältigung des Schulweges aber auch in der Freizeit sprechen. Auf Grundlage eines selbst entwickelten online-Erhebungsbogens konnten noch innerhalb der Workshophase am Vormittag 260 Schüler*innen befragt werden, was ungefähr einem Viertel der Schülerschaft entspricht.

Ergebnisse:

98% der Befragten gaben an, Fahrrad fahren zu können und gut 85% verfügen über ein eigenes Fahrrad. Knapp 10% nutzen das Rad, um ihren Schulweg damit zurückzulegen, allerdings weniger als 3% wöchentlich oder häufiger.

Mit dem zweiten Teil der Befragung versuchten die Workshop-Teilnehmenden möglichen Ursachen der geringen Nutzung auf den Grund zu gehen. Neben vorgegebenen Antwortauswahlmöglichkeiten (Mehrfachnennung möglich), die sich auf die Rahmenbedingungen, wie Ausstattung (z.B. unzureichende Fahrradabstellmöglichkeiten, mangelnde Duschgelegenheit) oder den Sicherheitsaspekt bezogen, konnten auch individuelle Gründe, in Form von Freitextantworten, angegeben werden.

Immerhin ein Drittel der Befragten gab an, dass die seltene Nutzung des Fahrrads für den Schulweg in Verbindung mit den o.g. Ausstattungsdefiziten steht. Rund 25% führten Sicherheitsaspekte an. Der Hauptgrund für die seltene Nutzung ist augenscheinlich allerding im großen Einzugsgebiet der Schule zu suchen. Immerhin knapp 20% halten Entfernung und Steigung von der Nutzung des Rades für den Schulweg ab.

Bemerkenswert sind aber auch die zu den „veränderbaren“ Rahmenbedingungen zu zählenden fehlenden Ausstattungsmerkmale. Hier wurden auffällig häufig der Mangel an Duschgelegenheit (27%) und fehlende Überdachung der Fahrradabstellmöglichkeiten (33%) angeführt. Aber auch weitere angeführte Aspekte, wie Gepäckaufbewahrung, Ladepunkte für E-Bikes oder Förderung, bieten Ansatzpunkte, die Fahrradnutzung von den schulischen Rahmenbedingungen her attraktiver zu gestalten. Abgesehen von den unveränderlichen Lagebedingungen des Schulstandortes gibt es somit sehr wohl Potential, den Umstieg auf das umweltfreundliche Verkehrsmittel Fahrrad attraktiver zu gestalten.

Ein Blick auf die Fahrradnutzung im Alltag stand im Fokus des dritten Teils der Befragung. Auf die Frage unter welchen Voraussetzungen das Fahrrad im Alltag mehr genutzt werde, spielten alle vorgegebenen Antwortmöglichkeiten (s.u.) eine nicht unerhebliche Rolle. Fast zwei Drittel der Befragten verwiesen hierbei auf den Ausbau des Fahrradwegenetzes – ein deutliches Zeichen für die verbesserungswürdige kommunale Fahrradinfrastruktur und zugleich Fingerzeig an die kommunale Verkehrsplanung. Aber auch mehr Sicherheit, steigende Kosten anderer Mobilitätsformen (25 %) und Fördermaßnahmen (z.B. von E-Bikes, 45 %) wurden von rund einem Viertel der Befragten als Gründe ausgewählt, im Alltag häufiger auf das Rad zu steigen.

Auch wenn man die Rahmenbedingungen berücksichtigt, unter denen diese Umfrage konzipiert und durchgeführt wurde (offener, kooperativer Ansatz, begrenzter Zeitraum dieses Vormittagsprojektes), weshalb Trennschärfe, Präzision und Auswahl der Untersuchungsitems sicher noch ausbaufähig sind, ermöglichen die Ergebnisse doch erste Rückschlüsse zu ziehen. Sie können Ausgangspunkt für differenziertere Analysen und Grundlage für Gespräche mit Schulleitung, Schulträger und kommunalen Akteuren sein, mit dem Ziel nachhaltiges Mobilitätsverhalten zu fördern.