Besuch beim Amtsgericht Wetzlar

Zwei Ethikkurse des 13. Schuljahres begaben sich auf eine spannende Exkursion in die Welt des deutschen Rechtssystems – ein Besuch beim Amtsgericht Wetzlar stand auf dem Programm. Im Rahmen der aktuellen Unterrichtseinheit über Recht und Gerechtigkeit bot dieser Ausflug die Möglichkeit, theoretische Konzepte in der Praxis zu erleben. Der Besuch war dabei Teil des Unterrichtsblocks, der sich mit dem Themengebiet Schuld und Strafe auseinandersetzte.

In den vorherigen Stunden wurden verschiedene Straftheorien erarbeitet – ein theoretisches Fundament, das dabei half, die Realität des Gerichtssaals besser zu verstehen.

Was diesen Ausflug jedoch besonders wertvoll machte, war die Möglichkeit, den Richter und die Staatsanwaltschaft in den Verhandlungspausen zu befragen. Ihre Antworten gaben einen tieferen Einblick in den Prozess und ermöglichten es, die Theorie mit der Praxis zu verknüpfen. Auch die anwesenden Schöffen gewährten den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in ihre Erfahrungen als ehrenamtliche Richter in Strafprozessen.

Für die meisten war es der erste Besuch in einem Gerichtssaal und bot so einen aufschlussreichen Vergleich zu den Gerichtsverhandlungen, die in Film und Fernsehen zu sehen sind. Hierbei war es spannend zu sehen, wie die Realität mit den Vorstellungen übereinstimmte oder sich davon unterschied.

Die Schülerinnen und Schüler fassen ihre Eindrücke des Besuchs zusammen:

Marius Ufer: „Es wahr sehr interessant, mal eine echte Gerichtsverhandlung zu sehen, da ich selbst kaum eine Vorstellung hatte, wie so etwas in Deutschland abläuft. In Filmen und Serien wird dies meist sehr überspitzt dargestellt, deswegen war es angenehm zu sehen, wie anders dies doch in der Realität abläuft. Faszinierend dabei war, wie der Richter und die Anwälte sich untereinander beredet haben und dass dies auf eine ruhige und zwanglose Art und Weise verlief. Spannend war dabei zu sehen, dass der Angeklagte für seine Tat nicht schlichtweg nur bestraft werden sollte, sondern seine Lebensumstände Berücksichtigung gefunden haben und er somit eine humane Strafe auferlegt bekam, die auch in seinem Interesse war.“

Michelle Schonert : „Der Besuch am Amtsgericht hat sehr geholfen mir eine Perspektive zu geben, welche Berufsaussichten mit einem abgeschlossenen Jurastudium auf mich warten könnten. Tatsächlich hatte ich die Idee Jura zu studieren eigentlich schon wieder verworfen. Allerdings werde ich's mir jetzt noch einmal überlegen."

Tobias Kamlage: „Ich halte den Gerichtsbesuch in sehr guter Erinnerung und habe von der Möglichkeit als Kurs an einer Gerichtsverhandlung teilnehmen zu dürfen sehr profitiert. Nicht nur für mich war es die erste Besichtigung einer Verhandlung. Mein Eindruck im Amtsgericht war insbesondere durch einen sehr respektvollen Umgang seitens des Gerichts geprägt. Anders als erwartet haben Richter, Staatsanwalt und Verteidiger stets professionell und kollegial miteinander interagiert. Wir hatten nicht zuletzt durch die Möglichkeit, Fragen an die Prozessbeteiligten zu stellen, die Chance, Unterrichtsinhalte mit realen Abläufen in der Justiz zu vergleichen. Aus Zuschauer-Perspektive war außerdem der Einblick in das Leben und eventuell die Motivation des Angeklagten sowie das entsprechende Urteil sehr wertvoll. Ich habe daher auch mit einem sehr verständnisvollen Eindruck den Zuschauerbereich des Gerichtssaals verlassen. Der Besuch war insgesamt eine treffende Exkursion zum Themenbereich Recht und Gerechtigkeit.“

Der spannende Besuch schärfte somit den Blick für das komplexe Rechtssystem und bot viele weiterführende Fragen, die in den kommenden Unterrichtsstunden erneut aufgegriffen werden können.

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